Im Vergleich zu den anderen Büchern, die ich von ihm gelesen habe, ganz anders - ebenso flüssig erzählt, weniger 'kitschig' wohl, aber mit einem (für mich) vagen, etwas mystischem Ausgang. Erzählt wird aus der Perspektive eines Doktoranden, der seinen Alltag in einer Bibliothek verbringt und zur Abwechslung eine Zufallsbestellung in der Bibliothek tätigt, die er dann immer weiterverfolgt: das Leben von Gaspard Languenhert, der sich als Egoist als Schöpfer der Welt ansieht.
Es ist sehr amüsant, wie ein Egoist mit der Welt überraschend gut zurechtkommt bzw. dann doch manchmal nicht zurechtkommt.
Es wird aber zunehmend geheimnisvoller gegen Ende - und damit bleibt die Weltsicht doch wieder offen.
All' dies führt zu vielen Überlegungen über das Leben, seine Bedingungen, die Frage des Egoismus.
Zitate:
Im allgemeinen ist der Doktorand ein der Anhänglichkeit fähiges Tier, das sich bisweilen sogar als angenehmer Gefährte entpuppt ... Was ein Doktorand am anderen aber wirklich schätzt, sind nicht etwa dessen Besonderheiten, sondern der Zustand, den er mit ihm teilt, nämlich den der Gefangenschaft. Doktoranden bringen einander eine Art Gefängnisfreundschaft entgegen, in der nichts und niemand so verhasst ist wie ein Gefangener, der in die Freiheit entlassen wird.
Und wenn Sie nun aus dem Leben erwachten?
Wer garantiert Ihnen denn, daß Sie just in diesem Augenblick nicht träumen?
... wann immer Gaspard etwas von der Welt lernte, glaubte er etwas von sich selbst zu lernen. Das Unbekannte an jeder Geschichte kam von ihm, nie von ausßen, es gab kein Außen. Ein regelrecht spekulatives Abwehrsystem, ein theoretischer Panzer erlaubte ihm auf diese Weise, dem geringsten Umstand Rechnung zu tragen, den gewichtigsten Einwand zu entkräften.
Das erinnert auch wieder an Meme-Komplexe, die imstande sind, sich selbst zu schützen gegen andere Meme.
Das war Verrat! Diese Welt, die sie ihm zum Geschenk gemacht, diese Welt, die bis dahin ihre Schönheit gefeiert hatte, diese Welt erfüllte Gaspard jetzt mit Schrecken; sie wurde ihm nicht nur fremd, sondern entpuppte sich auch als feindselig. Er begann sich vor Hunden zu fürchten. ... Er machte die Augen auf und sah, daß er für die anderen nur ein Mensch unter Menschen war, man erzählte sich die unterschiedlichsten Dinge über ihn, und ohne es zu wollen oder etwas dagegen tun zu können, war er Teil dieses Gedankendurcheinanders, ein Fremder für die Zigeuner, ein Reicher für die Kaufleute, ein Verrückter für seine Verwandten. Und so verspürte Gaspard jene Einsamkeit, die das Los der Menschen ist, und nicht mehr die frei gewählte, sebstgenügsame des Bewußtseins, für das er sich gehalten hatte, sondern die Einsamkeit inmitten von Lebewesen und Dingen, eine umfassende Einsamkeit, ausweglos, hoffnungslos, die menschliche Einsamkeit.