Das Buch, beginnend wie ein Kriminalroman, in dem der Ich-Erzähler - ein Schriftsteller von Kriminalromanen - selbst Detektiv zu spielen scheint. Die Handlung führt aber weg von dieser Geschichte in eine zunehmende Verwirrung der Geschichte und der Personen (der Ich-Erzähler nimmt die Gestalt eines vermeintlichen Detektivs mit Namen Paul Auster an, der sich später - im Buch selbst - als Schriftstelle entpuppt).
Ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll - es hinterlässt mich eher unbefriedigt.
Nach Lesen von ein paar Kommentaren sehe ich, dass wahrscheinlich die eigentliche Absicht in dieser Verwirrung der Personen, der Undurchschaubarkeit, was eine Person ist, wie ein Mensch sich definiert, was Namen und Worte bedeuten, und von dem Zerbrechen bzw. Verschwinden. Nun, und so überlegt, muss ich sagen, dass daran etwas dran ist. Es ist einfach erstaunlich, wie man zuerst in die 'Kriminalgeschichte'n Schublade geführt wird, sich dort sicher und behaglich fühlt beim Lesen, und dann alles dekonstruiert wird!
Das ganze spielt in New York (es ist der erste Roman der 'New York-Trilogie') - wo das ganze auch wirklich gut hinpasst.
In der Dreiheit von Personen, die Quinn geworden war, diente Wilson als eine Art Bauchredner, Quinn selbst war die Puppe, und Work war die belebte Stimme, die dem Unternehmen Sinn und Zweck verlieh. Wenn Wilson eine Illusion war, so rechtfertigte er doch das Leben der beiden anderen. Wenn Wilson nicht existierte, so war er doch die Brücke, die es Quinn erlaubte, aus sich selbst in Work hinüberzugehen. Und allmählich war Work eine Persönlichkeit in Quinns Leben geworden, sein innerer Bruder, sein Gefährte in der Einsamkeit.
Das also nennt man Sprechen. Ich glaube, das ist der richtige Ausdruck. Wenn Wörter herauskommen, in die Luft fliegen, einen Augenblick leben und sterben. Seltsam, nicht wahr?
Obwohl er noch denselben Körper, denselben Verstand, dieselben Gedanken hatte wie sonst, war ihm zumute, als wäre er irgendwie aus sich selbst herausgenommen worden, als müsste er nicht mehr die Last seines eigenen Bewusstseins tragen. Durch einen einfachen Gedankentrick, eine geschickte kleine Namesänderung fühlte er sich unvergleichlich leichter und freier. Gleichzeitig wusste er, dass alles nur eine Illusion war. Aber darin lag ein gewisser Trost. Er hatte sich nicht wirklich verloren, er tat nur so, als ob, und er konnte wieder Quinn werden, wann immer er wollte.
Quinn war es gewohnt zu gehen. Seine Wanderungen durch die Stadt hatten ihn gelehrt, die Verbundenheit von Innerem und Äusserem zu verstehen. Indem er die ziellose Bewegung als Umkehrtechnik anwandte, konnte er an seinen besten Tagen das Äussere nach innen bringen und so die Souveränität der Innerlichkeit gewinnen. Indem er sich mit Äusserlichkeiten überflutete und sich aus sich selbst herausschwemmte, war es ihm gelungen, einen kleinen Grad von Kontrolle über seine Anfälle von Verzweiflung auszuüben. Wandern war daher eine Art von Geistesleere.
Es war dunkel im Raum, als er aufwachte. Quinn konnte nicht wissen, wieviel Zeit vergangen war - ob es die Nacht dieses Tages oder die Nacht des nächsten war. Es bestand sogar die Möglichkeit, dachte er, dass es gar nicht Nacht war. Vielleicht war es nur im Raum dunkel, und draussen vor dem Fenster schien die Sonne. Einige Augenblicke dachte er daran, aufzustehen und an das Fenster zu gehen, um nachzusehen, aber dann entschied er, dass es gleichgültig war. Wenn es jetzt nicht Nacht ist, dachte er, wird die Nacht eben später kommen. Das war gewiss, und ob er aus dem Fenster sah oder nicht, die Antwort würde dieselbe sein. Ausserdem: Wenn es wirklich hier in New York Nacht war, schien die Sonne gewiss anderswo. In China zum Beispiel war es zweifellos mitten am Nachmittag, und die Reisbauern wischten sich den Schweiss von der Stirn. Nacht und Tag waren nur relative Begriffe, sie bezogen sich nicht auf einen absoluten Zustand. In jedem gegebenen Augenblick war es immer beides. Wir wussten es nur aus dem einen Grunde nicht, da wir nicht gleichzeitig an zwei Orten sein konnten.