Geschrieben von einem jungen Mann, der aus seinem Autismus mehr oder weniger herauskommen konnte und über sein Leben schreibt. Es ist ungeheuer spannend die Welt aus seiner Sicht zu sehen: Personen nimmt er nicht wahr, nur als 'Buntschatten und Fledermäuse'. Er kann in ihnen nicht sehen, dass sie auch Personen darstellen, er ist in dieser Hinsicht allein auf der Welt. Wichtig ist wie die Welt sich bei Berührung anfühlt, mit den Fingern, und die Geräusche darin, und der Papagei in ihm kann alles beliebig oft wiederholen (oft begrenzt durch seine Mitmenschen, die z.B. das Klappern von Löffeln im Stahlspülbecken nicht so toll finden).
Andererseits sieht man auch, dass einiges von dem speziellen Verhalten durchaus auch bei Nicht-Autisten vorkommt: wer hat wohl noch nie ein Schokoladenpapier wunderschön glattgestriechen, bis keine Falte mehr darin war?
Vieles ist sehr schön beschrieben, z.B. auch, dass Gesichter für ihn 'dunstig' sind zum grössten Teil, nur bei manchen und bei manchen Gelegenheiten klar werden. Und dass viele Gespräche 'Geräusch' für ihn sind und er einfach nicht mitkommt, was da vorgeht. Ehrlich gesagt kenne ich solche Gespräche und Vorträge auch ...
Ganz wichtig ist ihm der geregelte Ablauf, der ihm Sicherheit gibt in der Welt, sein Geburtstag etwa muss an seinem Wohnort in Hamburg gefeiert werden. Abweichungen vom normalen Ablauf verunsichern ihn.
Axel Brauns liebt Wörterbücher, kann damit auch in der Rätselredaktion für Vater und Mutter gut helfen, andererseits versteht er nicht, was in Romanen passiert - er versteht nicht die Gefühle, bzw. sieht überhaupt nicht die anderen Personen als eigene Individuen. So ist es auch für ihn kaum von Bedeutung, wenn jemand 'auf den Friedhof umzieht'. Erst gegen Ende des Buches lässt sein Kopf diesen Gedanken allmählich zu für einzelne Personen. Da er die Gefühle nicht selbst erfährt in sich, muss er oft Dinge sagen, wie er meint, dass sie von ihm erwartet werden - was natürlich nicht immer funktionieren kann.
Meine Gewissheit, in einer berechenbaren Buntschattenwelt zu leben, hatte einen Knacks bekommen. ... Wann immer Buntschatten dachten, dass ich schon wusste, was sie meinten, musste ich sie enttäuschen. Diese Fähigkeit hatte ich nicht im Repertoire.